Lexikon diskriminierender Wörter

Wichtig:
Was als diskriminierend gilt entscheide nicht ich, oder sonst eine Person über andere hinweg, sondern die Betroffenen selbst.
Was für die eine Person diskriminierend ist, kann für eine andere Person aus der selben Gruppe völlig in Ordnung sein.
Dieses Lexikon ist demnach der Versuch Wörter und Sätze aufzuzeigen, die für mehrere Personen einer betroffenen Gruppe diskriminierend sind.
Asozial
Ursprünglich bedeutete „asozial“ soviel wie „gegen die Gemeinschaft“. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff dann verwendet, um arme Menschen zu beschreiben, welche nicht als der „normalen“ Gesellschaft zugehörig angesehen wurden.
Die Nationalsozialisten benutzen den Begriff später, um Personen zu beschreiben, die nicht zu ihrer Ideologie einer „Volksgemeinschaft“ passten. Dazu gehörten Mittel- und Arbeitslose, Alkoholkranke oder auch Zeugen Jehovas. Auch Sexarbeiter*innen, alleinerziehende Frauen oder lesbische Personen konnten in diese Kategorie fallen.
Sie wurden zur „Umerziehung“ in Konzentrationslager gebracht und teilweise unter anderem Zwangssterilisiert. Das Wort kann für einige immer noch traumatisierend sein.
Heute wird der Begriff häufig mit Personen mit Migrationshindergrund in Verbindung gebracht und kann ihnen gegenüber eine ausgrenzende Wirkung haben.
"Behindert" als Beleidigung
Das Adjektiv „behindert“ wird häufig mit dem Ziel verwendet, eine Person oder etwas abzuwerten oder zu beleidigen. Mit so einer Äußerung wird der Zustand, eine Behinderung zu haben, mit etwas Schlechtem oder Abwertenden gleichgesetzt.
Frauenliteratur
„Frauenliteratur“ als Begriff für Literatur von / für Frauen als Gegenbegriff zu „Literatur“ impliziert, dass „normale Literatur“ nicht von / für Frauen existiere.
Geistig behindert
„Geistig behindert“ werden öfter Mal Personen genannt, die Probleme mit dem Lernen haben. Ihr Geist ist nicht behindert. Ein bevorzugter Ausdruck ist: "Person mit Lernschwierigkeiten".
Idiot
„Idiot“ wurde vor allem Früher als Abwertung für Personen mit Lernschwierigkeiten verwendet. Die Nationalsozialisten entmenschlichten unter anderem mit dem Begriff „Idiot“ Personen mit Beeinträchtigungen.
Ähnlich ist es mit den Begriffen "Dummkopf", "dumm", "doof" oder "blöd", welche Personen mit Lernschwierigkeiten degradieren.
„Jedem das Seine“
„Jedem das Seine“ gibt es als Sprichwort schon seit der Antike. Während der Zeit des Nationalsozialismus wird das Sprichwort umgedeutet und bedeutete soviel wie: „Jeder bekommt das, was er verdient“.
Der Satz „Jedem das Seine“ hing über dem Eingang zum Konzentrationslager Buchenwald.
Auch heute noch kann der Satz auf einige traumatisch wirken. Ebenso kann seine unbedachte Vewendung zu einer Verhamlosung der NS-Zeit führen.
„Nacht- und Nebelaktion“
Ein Begriff, dessen Ursprung sich in den Werken Goethes finden lässt, später jedoch von den Nationalsozialisten aufgegriffen wurdes.
Mit dem „Nacht-und-Nebel-Erlass“ wurden ausländiche Gegner*innen der Nationalsozialisten plötzlich und heimlich in deutsche Konzentrationslager gebracht.
Sie trugen dort die Bezeichnung „NN-Häftlinge“
Der „Nacht-und-Nebel-Erlass“ war eine Form der Terror-Ausübung der Nationalsozialisten.
Auch heute noch kann der Satz auf einige traumatisch wirken.
„(menschliche) Rasse“
Ein Begriff der Rassentheorie.
Diese wurde und wird auch immer noch psydowissenschaftlich genutzt, um Menschen bestimmter Merkmale als minderwertiger zu degradieren und teilweise sogar, um deren Verfolgung und Ermordung zu veranlassen.
Spast, Spasti, Spacko
Diese Begriffe sind Ableitungen des Wortes „Spastik“. Der neutrale Begriff „Spastik“ wird dabei in umgewandelter Form als Beleidigung missbraucht.
Taubstumm
Ein Begriff der für gehörlose Personen verwendet wird. Diese sind jedoch nicht stumm. Ein bevorzugter Begriff ist deshalb: "gehörlos" oder teilweise auch "taub".
Überfremdung
Dieser Begriff impliziert, es gäbe eine reine deutsche Gesellschaft und als Gegensatz dazu den, die oder das Fremde. Wenn alle anderen als Fremde zusammengefasst werden, verlieren wir die Diversität dieser vermeintlich anderen Personen aus dem Blick. Und unsere Gemeinsamkeiten.
„Überfremdung“ kann eine angstschürende Wirkung haben, da das Wort suggeriert, wir könnten von etwas
In solch einem Kontext ist das Wort dem Rechtspopulismus zuzuordnen.